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Bis in den kalten Schatten eine weißglühende Lichtkugel oder niemand zu Hause

Heusenstamm bei Frankfurt am Main; 2010-02-20.

Häuser gegen die kalte Schneesonne; Foto

In den heißen Ländern brennt die Sonne ganz gewaltig, die Leute werden ganz mahagonibraun, ja in den allerheißesten Ländern werden sie zu Negern gebrannt. Mittlerweile blieb der See und Wald ruhig, wie sie es den ganzen Tag waren. Die Sonne, eine weißglühende Lichtkugel, lag schon am Rande der Felsenwand, breite Schatten rückten über Haus und Rasenplatz auf den See heraus, dieser war glatt und schwarz, nur auf dem Schiffe lag das müde Nachmittagslicht, eben so war der tote Vogel wie ein weißer Punkt beleuchtet, ja in der Stille der Luft und des Wassers sah man es sogar deutlich, wenn ein Frosch, der sich sonnte, von einem Stamme in das Wasser sprang und die leichten Wellenringe fast bis auf den Floß auseinandertrieb.

Während es dem Frosch im Nacken lag wie ein Stierjoch, lag über der Erde der gleißende Glanz der Sonne, und alles war in lebendiger Bewegung, schuf Wege und Bahnen, niemand tats wie der Frosch und hüllte sich lebendig in Vergessen und Abscheu. Die schmale Straße mit den hohen Gebäuden, wo er wohnte, war nun auch so gebaut, daß die Sonne vom Morgen bis Abend hineinschien; es war wirklich nicht auszuhalten!

Plötzlich erdröhnte die Luft, es war als zerplatzte eine Bombe, so rappelte alles durcheinander. Das Rauschen und Schwirren wurde lauter und alles kam allmählich in eine schöne Ordnung, eine Richtung nach hinten, fern um die Biegung, wieder vor auf ihn zu. Die Mitte vom See wurde ganz leer und der Ring der Schwebenden außen immer dichter. Stöße wie Wellen und Wogen erschütterten sein Ohr, wirbelnde Trommeln; als bereitete sich eine freudige Begrüßung vor, hob sich die Menge. Seine Augen faßten den ganzen See und sahen doch nichts. Ein dumpfer Schlag, zuckte darein, er bebte, gelb war der Schlag, er hatte ihn in der Sonne blitzen gesehen. Noch einmal, noch einmal solch einen Schlag. Jetzt jetzt, darum wars, es ging vor seinen Augen wie im Schatten eines Lattenzauns. Manchmal sah er einen Herrn ein weißes Fräulein führen, aber die wars nicht. Er stand steif und unschlüssig am Eingang. Er und alle vernünftigen Leute mußten zu Hause bleiben, die Fensterladen und Thüren waren den ganzen Tag über geschlossen; es sah aus, als ob das ganze Haus schlafe oder niemand zu Hause sei. Dann ging er zurück auf die Wiese, und kaum war er dort, so fing der Lärm von neuem an, und ein wunderhübscher Rappe sprengte heran, mit silbernem Zeug aufgezäumt und mit gleißenden Kleidern über dem Sattel.

Er stierte auf das Gewimmel und konnte einzelne Menschen gar nicht unterscheiden Die Kaiserin steckte ihren Kopf durchs Fenster und, wie wenn reinquillend aus den unerschöpflichen Röhren, das Vorspiel, weckend, des Morgens beginnt, jedem obendrein einen Sack Dukaten. Das ist ihre Sonne: der werfen sie Schatten! Auf einmal war sie wieder verschwunden. Nirgends in dem schwarzen Schwarm konnte er sie entdecken, an ihren Haaren reißt er sie auf! Ein Tag bricht an, ein Menschentag. Witterst du ihn? Schauderts dich schon?

Der Tag ist da, der Menschentag