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Torii · Wo ist die Totenstadt?

kleines eisernes Trägerstück vorm Maschendrahtzaun eines Bahngeländes; prozessiertes Foto

Die Lebenden grinsen cheese vorm Tor des Totenreichs. Die Toten bleiben derweil unter sich.

Der Tote strebt nicht mehr. Er ist nicht mehr Zeit, sondern nur noch Raum, etwas das verweilt oder auch verschwunden ist, keinesfalls aber einer Zukunft entgegenreift; und deshalb das Verweilende im strengsten Sinne, der Stein als Ausdruck davon, wie sich Totes im Wachsein der Lebenden spiegelt. Nur indem der Mensch sich vorwärts bewegt und damit selbst zum Symbol des Lebens wird, tritt er in Beziehung zu dem steinernen Teil dieser Symbolik. »Weg« bedeutet zugleich Schicksal und dritte Dimension. Die Herrschaft der Horizontale, der Vertikale und des rechten Winkels, das Vermeiden jeder Verkürzung unterstützen das zweidimensionale Prinzip und isolieren das Erlebnis der Raumtiefe, die mit der Wegrichtung und dem Ziel – dem Grabe – zusammenfällt.

Oswald Spengler : Der Untergang des Abendlandes [gekürzt]

Und mit der Fackel scheucht aus ihren Toren der Tod die Toten in die Dunkelheit. Sie fahren aus wie großer Rauch und schwirren mit leisen Klagen durch das Distelfeld. Am Kreuzweg hocken sie zuhauf und irren den Heimatlosen gleich in schwarzer Welt. Sie schaun zurück von einem kahlen Baume, auf den der Wind sie warf. Doch ihre Stadt ist zu für sie. Und in dem leeren Raume treibt Sturm sie um den Baum, wie Vögel matt. Wo ist die Totenstadt? Sie wollen schlafen.

Georg Heym : Schwarze Visionen › Der großen Städte nächtliche Emporen

Die Unterwelt